Abendseminar Fadenspule

Am Freitag, 10. Februar 2023 in der MegaMarie

Thema: Erfahrungen mit der «Fadenspule», dem Begegnungsort für kleine Kinder und ihre Eltern und Bezugspersonen, – Information und Austausch über die Arbeit der Fadenspulen-Teams in Einzel- und Gruppenarbeit

Information von Helen Stierlin

Es freut das Team der Fadenspule, dass die AGOG sie zu einem Abendseminar einlädt. Es ist insbesondere eine Gelegenheit, mit Fachleuten, welche die Operative Gruppe praktizieren, über die Funktion der Gruppe im Setting der «Fadenspule» zu diskutieren. Setting und Grundregeln der «Fadenspule» wurden weitgehend von der Pariser «Maison verte» übernommen, dem Empfangsort (Lieu d’accueil) für Kleinkinder und ihre Bezugspersonen, der 1979 von der Psychoanalytikerin Françoise Dolto und MitstreiterInnen gegründet wurde.

Zeit:   18.00 – 18.45 Uhr Picknick (bitte bringt eine Kleinigkeit zum Teilen mit)

          18.45 – 20.45 Uhr Information und koordinierte Gruppendiskussion

Ort:    MegaMarie, Schiffbaustrasse 9b, 8005 Zürich

Die «Fadenspule» ist ein Treffpunkt und Begegnungsort für 0 bis 4-jährige Kinder und ihre Eltern oder nahen Bezugspersonen. An fünf Halbtagen in Zürich geöffnet, einer davon im Kinderhaus Entlisberg (Wollishofen) und vier in der MegaMarie, ist der Empfang niederschwellig, die Anonymität ist wichtig, man muss sich nicht anmelden, kann kommen und gehen, wann man will. Die finanziellen Kosten sollen für alle tragbar sein, ein freiwilliger Beitrag wird empfohlen.

Die «Fadenspule» inspiriert sich an der «Maison Verte», die 1979 von Françoise Dolto und MitstreiterInnen mit psychoanalytischem Hintergrund gegründet wurde.

Die Ziele, gesetzten Aufgaben waren folgende:

  • Das kleine Kind soll in Präsenz seiner Bezugspersonen, mit denen es völlig/symbiotisch verbunden ist, erste soziale Kontakte machen können. Diese Motivation für die Gründung war zentral. Es ging Dolto und den MitstreiterInnen darum, die ganz kleinen Kinder gegen damals noch üblichere abrupte, nicht mit Worten begleitete traumatisierende und «neurotisierende» Trennungen bei Eintritten in Kitas zu schützen.
  • Das kleine Kind soll als ganzes Subjekt anerkannt werden
  • Ein zentraler Wunsch eines Gründungsmitglieds (Bernhard This) der «Maison verte»: in seiner langjährigen Arbeit als Kinderpsychiater war er immer schmerzhaft in der Position der Zu-spät-Gekommenen, der Feuerwehrmänner, die immer erst eingreifen, wenn das Feuer ausgebrochen ist. Er erhoffte sich, in der Begegnung mit ganz jungen Kindern und ihren Familien intervenieren zu können, bevor neurotische familiäre Konstellationen Spuren und Verletzungen in der Psyche des Kindes hinterlassen haben.
  • «Maison verte» und «Fadenspule» sind Orte der Prävention und therapeutischer Interventionen, an denen meist in Einzelgesprächen mit Fachpersonen von Schwierigem in der Beziehung mit den Kindern gesprochen werden kann. Das Sprechen kann eine triangulierende Wirkung haben, wie auch schon das Kommen an einen Ort, an dem ein Gespräch mit drei Empfangenden sowie anderen Eltern möglich ist.

Wie die «Maison verte», ist die «Fadenspule» ein sozialer Ort für junge Familien, die sonst häufig isoliert sind und sich als fremd erleben. Der Ort ist offen für alle, die Kosten sind gering, ein finanzieller Beitrag ist freiwillig.

WELCHE FUNKTIONEN HAT DIE GRUPPE?

Es ist eine offene Gruppierung. Der Akzent liegt nicht darauf, eine Gruppenzugehörigkeit oder Gruppenfähigkeit zu fördern, es geht nicht darum, Probleme in Gruppengesprächen zu behandeln. Der Einzelne, die Einzelne, Kinder oder Erwachsene, werden als Individuen – mit einer je eigenen Geschichte – von den «Accueillants» empfangen. Es bleibt den einzelnen besuchenden Familien überlassen, ob sie sich und ihr Kind den anderen BesucherInnen vorstellen oder nicht.

Und doch: Es entstehen immer wieder Austausch und Beziehung zwischen den teilnehmenden Müttern und Vätern, Diskussionen.

Schon bei ganz kleinen Kindern von wenigen Monaten spürt man das starke Interesse, das sie für ihre Peers haben. Sie scheinen aufmerksam. Auf was? Dass man sie anschaut, ihnen zulächelt? Sie sich im anderen spiegeln können? Und auf das, was im Raum geschieht?

Speziell ist, dass die verschiedenen Tagesteams, als wären sie eine Gruppe, im gleichen Raum mit den gleichen BesucherInnen arbeiten.

Helen Stierlin, 16. Dezember 2022

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